Vorläufiges zu Oligarchen-Konkurrenz, endgültiger Entwicklung und Tiefenkorruption
(über Peter Töpfer) (version française, english version)
1.
Scheinbar antagonistische Kräfte (der Westen, BRICS) verfolgen letztlich eine einzige Agenda, die man die Errichtung einer Techno- bzw. Philantrokratie, den Great Reset oder den Übergang zum Transhumanismus nennen kann. QAnon und ZAnon täuschen einen Widerstand gegen diese Agenda vor.
2.
Manche sagen, daß diese Agenda eine von gewissen Herren (Oligarchen) ist. Es heißt, daß es zwar verschiedene, untereinander konkurrierende Oligarchien gibt und die eine Oligarchie einen unipolar-analen Weg zu Erfüllung der Agenda bevorzugt, die andere einen multipolaren, noch etwas traditionalen. Aber das wesentliche ist, daß es dieser These zufolge die Oligarchien sind oder vielleicht sogar tatsächlich nur eine einzige Oligarchie ist (die Ukrainer und Russen verbluten läßt), die den Weg der Menschheit in einen völlig neuen Abschnitt ihrer Geschichte bestimmt und steuert. Diese Herren werden auch kurz als „der Satan“ bezeichnet.
3.
Doch das Bestimmen und die Steuerung durch die oder den Herren ist nur die eine Seite. Es hat seine Entsprechung in der Gefolgschaft und der Unterwerfung der Sklaven. Die Sklaven sind nicht nur Opfer der interessengeleiteten Pläne der Oligarchen, sondern tragen in ihrer Passivität aktiv zur Umsetzung dieser Pläne bei. Dieses Phänomen haben wir sowohl im Westen als auch in den BRICS-Staaten, also das gleiche „Menschenmaterial“. ZAnon mag Gutwillige in ihren Reihen haben, die anti-satanistisch eingestellt sind, aber es macht die Rechnung ohne den Wirt. Und der Wirt sind die Menschen, wie sie sind. ZAnon – wenn lauter – ist viel zu oberflächlich; der Übergang zum Transhumanismus hat viel tiefere Ursachen.
4.
Der Plan der Oligarchie ist nicht nur geleitet von ihren eigenen Interessen, sondern die Oligarchie verfolgt auch Ziele für das Wohl der Sklaven und der Gesamtmenschheit. Sie bietet den Sklaven etwas, das die Sklaven willig annehmen, und zwar nicht nur Yuval Noah Hararis Drogen und Computerspiele.
5.
Dieses Annehmen der Oligarchen-Agenda ist bedingt von dem, was ich Tiefenkorruption nenne. In meinem neuen Buch „Pan-Agnostik. Erscheinungsformen der Metaphysik und deren Wertlosigkeit für die Existenz. Für ein theïstisch-agnostisches Bündnis im Kampf gegen Great Reset und Transhumanismus“ (insbesondere in den Kapiteln 42.: „Materialismus“ muß nicht seelenlos sein, Kritik am philosophischen Mechanismus führt nicht zwangsläufig zu Spiritismus, 45.: Die Antimaterialisten müßten auch zu Antispiritualisten werden, aber davon sind sie weit entfernt, 63.: Wissenschaft 3.0: die Endlösung des Existenzproblems durch Vernichtung von Gefühl und Sinn im Transhumanismus, 64.: Die Korruptibilität des Humans, zum Humanoïd und Transhuman zu werden und 66.: Die Insuffizienz der rechten Konservativen und die Notwendigkeit des linksradikalen Ultrakonservatismus) gehe ich auf dieses Phänomen der Tiefenkorruption ein und beschreibe, wie dankbar letztlich die Sklaven den Herren für die Durchsetzung ihrer Agenda sind. Das Problem liegt also viel tiefer als in den Absichten der Oligarchie, und auch tiefer als im Scheinantagonismus von technokratischer Unipolarität und Multipolarität.
6.
Das Phänomen der globalen Technokratie wäre demnach kein Ergebnis einer Interessenverfolgung oder eines Machtbestrebens. Wir haben es hierbei eher mit der Conditio humana zu tun.
7.
Mit dem Begriff Conditio humana sei aber keine Ontologiesierung und keine Konditionierung gemeint. Ich denke nicht, daß – bei aller Hierarchisierung der Menschen – es in der Natur der Menschen liegt, sich in Herren und Sklaven aufzuteilen, zumindest nicht in einer solch extremen Unterscheidung von Angehörigen der menschlichen Spezies, wo es am Ende tatsächlich Schafe in Gattern auf der einen Seite, und auf der anderen Seite eine Elite gibt, die in absoluter Freiheit die Schönheit der Welt genießt (soweit sie das kann).
8.
Ich will auf keinen Fall den teilweise himmelweiten Unterschied zwischen verschiedenen Menschengruppen und das irrsinnige Gefälle an Macht zwischen ihnen bestreiten. Vielleicht will ich ja bloß nicht zu den Sklaven geschlagen werden (ohne aber deswegen zu den Oligarchen gehören zu wollen). Vielleicht will ich bloß nicht die ganz sicherlich bestehende, aber jetzt endgültige Aufteilung in Herren und Sklaven. Die Verteilung der Rollen geschieht jetzt. Ich will weder die eine noch die andere Rolle spielen.
9.
Jener Weg der Menschheit in jenen „völlig neuen Abschnitt ihrer Geschichte“ wird also sowohl von den Interessen der Oligarchie, als auch von ihren philanthropischen Plänen zum Besten der Sklaven, als auch von der Ohnmacht der Sklaven – aber eben auch von der Korruptibilität der Sklaven bedingt. Diese Bedingung – Kondition – ist aber nicht wirklich im tiefsten Grund des Willens der Menschen – sowohl der Oligarchen als auch der Sklaven – verankert, zumindest nicht in meinem Willen und dem Willen von noch ziemlich vielen anderen zum Sklavendasein Vorgesehener.
10.
Es gibt aber eine weitere Bedingung: nämlich die dafür, daß die Agenda der Oligarchie nicht erfolgreich umgesetzt wird bzw. dafür, daß die Korruptibilität zumindest derer, die sich mit dem Schicksal, Schaf zu sein, noch nicht abgefunden haben, ein gewisses Maß nicht überschreitet. Bei der Korruptibilität der Massen bin ich eher pessimistisch. Auf Seiten der Gegenelite gibt es noch Hoffnung. Und bei dieser anderen Bedingung kommen wir zur Conditio humana zurück.
11.
Der Begriff Conditio humana ist falsch, die Conditio humana hat wenig mit einer Kondition zu tun, eher mit einer Konstitution, einer Verfassung, einem Zustand und dem Schicksal der Menschen. Und dieser Zustand der Menschen wird darüber den Ausschlag geben, ob es zu jenem „völlig neuen Abschnitt in der Menschheitsgeschichte“ kommen wird oder nicht.
12.
Sind wir konditioniert für das Sklavendasein? Oder können wir noch Widerstand leisten? Widerstand zu leisten, heißt aber erst einmal, unseren Zustand kritisch zu betrachten und damit überhaupt die Voraussetzung zum Widerstand zu prüfen. Mit „wir“ meine ich nicht die willigen Sklaven, sondern die Gegenelite: diejenigen, die nicht dem Sklavenheer zugeordnet werden und im Welt-KZ landen wollen, die keinen „völlig neuen Abschnitt der Geschichte“ und etwas von der alten Welt bewahren wollen (die Konservativen) – diejenigen, die einen Gegenentwurf zum Great Reset machen. Sind auch wir an den entscheidenen Stellen und Situationen so korrupt, daß wir uns mit einem Scheinwiderstand zufriedengeben? Dient uns der Scheinwiderstand als Alibi dafür, wenn wir einen Punkt nach dem anderen der Oligarchen-Agenda hinnehmen (jetzt CBDC, was als nächstes?). Bilden wir uns ein, Widerstand zu leisten, und träumen nur davon, während tatsächlich nichts dergleichen geschieht? Sind auch die ZAnon-Gutwilligen nur korrupt? Unterwerfen auch sie sich der Technokratie nur für etwas Macht und Nimbus? Sind sie zu Selbstkritik und Selbstreflexion fähig und bereit? Hier treffen sich die Conditio humana – also der Zustand, in dem wir sind – (besser gesagt: die Conditio der Gegenelite) und die Bedingungen dafür, daß wir mit unserem Gegenentwurf scheitern und endgültig zu Sklaven werden oder nicht.
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